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Scheidungsrate und Corona

Nachrichten zum Thema Corona genießen in Corona-Zeiten natürlich eine hohe Aufmerksamkeit. Und so war Mitte Juni 2020 zu lesen, dass infolge der Corona-Pandemie sich laut einer Erhebung die Scheidungsrate in Deutschland vermutlich deutlich erhöhen könnte. Bloße Mutmaßungen? Auch wir werden öfter gefragt, ob sich durch Corona die Scheidungsrate erhöht hat.

Auslöser der Nachrichtenmeldung war eine Umfrage, die eine Berliner Scheidungsanwältin in Auftrag gegeben hat. Es seien 2.500 Leute befragt worden, von denen sich zwischen März und Mai 2,2 Prozent zu einer Scheidung entschlossen hätten statt wie zwei Jahre zuvor nur 0,42 Prozent. Deshalb habe, so die Erklärung der Kollegin, die Nachfrage in den Kanzleien stark zugenommen.

Vermutlich haben sich die Medien und die Kollegin dabei an Agenturmeldungen aus China orientiert. Von dort wurde bei uns bereits Mitte März 2020 berichtet, dass die Scheidungsraten nach der Quarantäne stark angestiegen ist und die Standesämter überlastet waren. Anders als in Deutschland gibt es in China keine vorgeschaltete 12 Monate lange Trennungszeit und scheidungswillige Paare können sofort den Scheidungsantrag stellen.

Scheidungsrate noch nicht absehbar

Während des Lockdown blieb in unserer Kanzlei das Telefon eher still, die Gerichte stellten ihre Tätigkeit weitgehend ein und der Posteingang war mäßig. Ab Mai stellte sich der reguläre Betrieb wieder ein, inklusive neuer Mandate. Eine erhöhte Nachfrage nach Scheidungen konnten wir allerdings nicht feststellen.

Ursache dürfte sein, dass in Deutschland die Eheleute zunächst zwölf Monate getrennt leben müssen bevor die Scheidung eingereicht werden kann. Anders als in China (dort kann man sich sofort scheiden lassen) werden wir also frühestens ab März 2021 sehen, ob sich die Scheidungsraten erhöhen.

Es könnte sein, dass sich einige Paare während der Corona-Krise im Zuge des persönlichen Feng Shui (Ausmisten nicht nur im Kleiderschrank) entschieden haben, eine ohnehin nicht intakte Partnerschaft zu beenden. Genauso könnten sich die Familien während der Krise wieder zusammengefunden haben. Und es gibt auch wissenschaftliche Erhebungen, dass bei florierender Konjunktur die Scheidungsraten steigen und in der Rezession die Scheidungsbereitschaft rapide sinkt. Wenn durch Kurzarbeit weniger verdient wird oder möglicherweise der Job gefährdet ist, dann werden sich einige Eheleute sehr genau kalkulieren, ob sie sich die Trennung und die Mehrkosten für zwei Haushalte leisten können oder wollen.

Wenn Sie an eine Trennung oder Scheidung denken, dann sprechen Sie uns an. Bereits während der Trennung können Sie die Scheidungsfolgen regeln und so einen nervigen Scheidungskrieg vermeiden.

Selbstverständlich können in Corona-Zeiten Erst- und weitere Beratungen gerne auch per Videotelefonie z.B. Skype, FaceTime, WhatsApp u.a. durchgeführt werden. Link zur Erstberatung im Familienrecht.

Tobias Zink, Rechtsanwalt und Fachanwalt für Familienrecht, Tel. 0711-233515, http://twitter.com/FamRZink

Stuttgart, 18.09.2020

 

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